Prince Edward Island – Die Garteninsel Kanadas
Prince Edward Island (PEI) ist die kleinste Provinz Kanadas – sowohl in Fläche als auch in Bevölkerung –, aber kulturell, geschichtlich und landschaftlich eine der bedeutendsten.
Mit rund 5.660 km² Fläche und etwa 175.000 Einwohnern (Stand 2025) ist sie bekannt für ihre roten Klippen, grünen Felder, Strände, Fischerei und als Geburtsstätte Kanadas.
PEI wird oft als „Garden of the Gulf“ bezeichnet – eine friedliche, fruchtbare Insel mit maritimem Charme und großem kulturellen Stolz.
1. Geografische Lage und Landschaft
Prince Edward Island liegt im Sankt-Lorenz-Golf, nordöstlich von New Brunswick und Nova Scotia.
Die Insel ist durch die Confederation Bridge (13 km) mit dem Festland verbunden – eine der längsten Brücken der Welt über eisbedecktes Wasser.
Landschaftscharakter
- sanft geschwungene Hügel
- rote Sandsteinfelsen und Strände
- Felder mit Kartoffelanbau und Getreide
- zahlreiche Buchten und kleine Fischerdörfer
Die rote Erde entsteht durch hohen Eisenoxidanteil im Sandstein.
Das Klima ist maritim gemäßigt, mit milden Sommern und schneereichen Wintern.
Quelle: britannica.com – Prince Edward Island
2. Geschichte
2.1 Indigene Kulturen
Vor der europäischen Kolonisation war die Insel die Heimat der Mi’kmaq, die sie Epekwitk nannten – „Land, das auf den Wellen ruht“.
Die Mi’kmaq lebten von Fischfang, Jagd und Handel und betrachten PEI noch heute als ihr angestammtes Territorium.
Quelle: The Canadian Encyclopedia – Mi’kmaq of PEI
2.2 Französische Kolonialisierung (1600–1758)
Französische Siedler nannten die Insel Île Saint-Jean und entwickelten sie als Teil der Kolonie Acadia.
Akkadier betrieben Landwirtschaft und Fischerei.
Während des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) deportierten die Briten viele Akadier, ähnlich wie in Nova Scotia.
Quelle: The Canadian Encyclopedia – Acadian History
2.3 Britische Herrschaft und Besiedlung (1763–1864)
Nach dem Frieden von Paris (1763) ging die Insel an Großbritannien.
1770 wurde sie in Prince Edward Island umbenannt, zu Ehren von Prinz Edward, Herzog von Kent, dem Vater von Königin Victoria.
Britische und schottische Siedler prägten die Kultur.
Das Landpachtsystem (Land gehörte wenigen britischen Eigentümern) führte zu sozialen Spannungen, bis es 1875 reformiert wurde.
Quelle:
2.4 Die Geburt Kanadas (1864–1873)
1864 trafen sich Vertreter mehrerer Kolonien in Charlottetown, um über eine föderale Union zu diskutieren – die sogenannte Charlottetown Conference, die zur Gründung Kanadas (1867) führte.
Ironischerweise trat PEI erst 1873 der Konföderation bei, nachdem finanzielle Probleme und Eisenbahnschulden eine Annäherung nötig machten.
Quelle: The Canadian Encyclopedia – Charlottetown Conference
2.5 Moderne Entwicklung
Im 20. Jahrhundert entwickelte sich PEI zu einer modernen, touristisch geprägten Provinz mit Fokus auf Landwirtschaft, Fischerei, Tourismus und Bildung.
Der Bau der Confederation Bridge (1997) verband die Insel dauerhaft mit dem Festland – ein Wendepunkt in der Geschichte.
Quelle: PEI Government – Confederation Bridge
3. Bevölkerung und Kultur
PEI hat eine enge, familiäre Gesellschaft mit starkem Gemeinschaftssinn.
Etwa 90 % der Bevölkerung sprechen Englisch, etwa 4 % Französisch, und es gibt eine wachsende Mi’kmaq-Community.
Die kulturellen Wurzeln stammen überwiegend aus schottischer, irischer, englischer und akadischer Tradition.
Kultur, Musik und Literatur sind zentrale Identitätsmerkmale.
Berühmt ist die Provinz als Heimat des Romans „Anne of Green Gables“ von L. M. Montgomery, dessen Geschichte weltweit bekannt ist.
Quelle: en.wikipedia.org – Demographics of PEI
4. Einwanderung
PEI fördert aktiv Zuwanderung über das Prince Edward Island Provincial Nominee Program (PEI PNP).
Ziel ist es, die Bevölkerung zu stabilisieren, Fachkräfte zu gewinnen und den Tourismus- und Technologiesektor zu stärken.
Neuere Einwanderer stammen vor allem aus Asien, Afrika und Osteuropa.
Quellen:
5. Wirtschaft
PEI hat eine kleine, aber dynamische Wirtschaft:
- Landwirtschaft: Kartoffeln sind das wichtigste Exportprodukt (über 25 % der kanadischen Produktion)
- Fischerei & Aquakultur: Hummer, Muscheln, Austern
- Tourismus: Hauptwirtschaftsfaktor im Sommer
- Biotechnologie & Pharmazie: wachsender Zukunftssektor
- Bildung & öffentliche Verwaltung als bedeutende Arbeitgeber
Quelle: Government of PEI – Economy
6. Politik und Verwaltung
PEI ist eine parlamentarische Demokratie mit Sitz der Legislative Assembly in Charlottetown.
Der Premierminister führt die Regierung, während der Lieutenant Governor den Monarchen vertritt.
Die Provinz legt Wert auf Umweltpolitik und Nachhaltigkeit.
Quelle: Legislative Assembly of Prince Edward Island
7. Bildung und Forschung
Wichtige Bildungseinrichtungen:
- University of Prince Edward Island (UPEI) – mit Schwerpunkten auf Veterinärmedizin, Umweltwissenschaften und nachhaltiger Landwirtschaft
- Holland College – Fachausbildung und angewandte Forschung
- Atlantic Veterinary College – international anerkannt
Quelle: UPEI – Official Site
8. Tourismus
Tourismus ist das Herzstück der Inselwirtschaft.
PEI ist bekannt für seine Strände, sanften Landschaften und charmanten Küstenorte.
Beliebte Ziele:
- Green Gables Heritage Place – Anne of Green Gables
- Cavendish & North Shore Beaches
- Charlottetown: historische Hauptstadt mit Theatern, Restaurants und Pubs
- Confederation Trail: 435 km Rad- und Wanderwegnetz
- Basin Head Beach: „Singing Sands“ – ein Strand, der beim Gehen singt
Quellen:
9. Freizeit und Lebensqualität
9.1 Outdoor und Angeln
PEI ist ideal für Freizeitangler:
- Arten: Lachs, Forelle, Makrele, Thunfisch
- Flüsse: Morell River, West River, Dunk River
- Hochseeangeln in North Rustico oder Souris
Wassersport, Golf (mehr als 25 Plätze!) und Radfahren sind ebenfalls beliebt.
Quelle: PEI Angling Regulations
9.2 Sport und Veranstaltungen
- Charlottetown Islanders (Hockey)
- PEI Marathon & Triathlon Events
- Cavendish Beach Music Festival – das größte Country-Musik-Festival Ostkanadas
- Old Home Week – Agrarmesse & Pferderennen
Quelle: Tourism PEI – Events
9.3 Theater, Musik und Kultur
- Confederation Centre of the Arts (Charlottetown) – Theater, Museum, Konzerte
- Anne of Green Gables – The Musical (seit 1965)
- Indian River Festival – klassische Musik in historischer Kirche
- Akkadische, keltische und maritime Musik sind allgegenwärtig.
Quelle: Confederation Centre of the Arts
9.4 First Nations und indigene Kultur
Die Mi’kmaq First Nations (z. B. Abegweit und Lennox Island) bewahren ihre Sprache und Traditionen.
Das Lennox Island Cultural Centre bietet Einblicke in Geschichte, Spiritualität und Handwerk der Mi’kmaq.
Quellen:
10. Nationalparks, Provincial Parks und Historic Sites
10.1 Nationalparks
- Prince Edward Island National Park – Sanddünen, Strände, Klippen, Wanderwege; Schutzgebiet für Küstenvögel
Quelle: Parks Canada – PEI National Park
10.2 Provincial Parks
Über 25 Provincial Parks mit Camping, Stränden und Wanderwegen:
- Cabot Beach PP – beliebter Familienstrand
- Linkletter PP – Camping am Meer
- Panmure Island PP – Leuchtturm & Sandstrand
- Brudenell River PP – Golfplätze & Freizeit
Quelle: PEI Provincial Parks
10.3 Historic Sites
- Province House (Charlottetown) – Geburtsstätte Kanadas (1864)
- Green Gables Heritage Place – literarischer Pilgerort
- Blockhouse Point Lighthouse
- Beaconsfield Historic House – viktorianische Architektur
Quelle: Heritage PEI
11. Herausforderungen und Zukunft
PEI steht vor besonderen Aufgaben:
- Küstenschutz und Klimawandel
- Nachwuchs- und Fachkräftemangel
- Abwanderung junger Menschen
- Förderung nachhaltiger Energie und Tourismus
Die Provinz setzt auf erneuerbare Energien, Bildung und Gemeinschaft – und bleibt Kanadas Insel der Ruhe und Lebensqualität.